Übungsaufgaben zur Vorbereitung auf die Kombinierte Abiturprüfung im achtjährigen Gymnasium Titel: "Ihr seid so spießig!" - Krawatte statt Krawall, Praktikum statt Protest. Sind wir zu langweilig für unsere Eltern? Aufgabenart: Sprachmittlung Quelle: Katharina Kehl: „Ihr seid so spießig!“, Neon online (Text gekürzt und leicht verändert; zuletzt aufgerufen am 17.6.2010) Länge: ca. 575 Wörter; Bearbeitungszeit: 60 Min.1 Niveau: Empfohlen zum Einsatz in Q12/2 Anmerkungen: Für die vorliegende Aufgabe bieten sich im Lehrplan für die Jahrgangsstufen 11 und 12 im Bereich Jugend – Ausbildung/Studium vielfache Anknüpfungsmöglichkeiten, etwa unter: - Kulturell, bzw. historisch bedingte Werte und Normen; Gesellschaft im Wandel junge Menschen: Lebensstil, Ausbildung, Zukunftsperspektiven Die Schülerinnen und Schüler sollten für die Bearbeitung der Aufgabe Wörterbücher zur Verfügung haben. Korrekturhinweise: Die Aufgabe wird kriterienorientiert bewertet, wobei als Bewertungsgrundlage die Anlage 4a des Abitur-KMS herangezogen werden kann. Folgende inhaltliche Punkte sollten in der Schülerarbeit enthalten sein: 1. Adressatengerechte Anrede des Freundes und situationsadäquate Hinführung an das Thema des Artikels 2. Zusammenfassung des Artikels 3. Abschluss der E-Mail. Zentrale Punkte des Artikels: Reproches de los padres: Contrariamente a la generación más bien contestataria de sus padres (y abuelos), los jóvenes de hoy parecen ser más conservadores, incluso pequeños burgueses: - Se interesan exclusivamente por su bienestar personal. Sólo aspiran a encontrar un buen trabajo y a asegurarse cierta comodidad económica también para su futuro ( seguro de pensiones). No están dispuestos a criticar el desarrollo político y social, se sustraen de la responsabilidad política. Se contentan con los logros políticos y sociales de sus padres. Los jóvenes de hoy piensan solamente en sí mismos, son una generación de egoístas. 1 Textbasis und Arbeitszeit entsprechen in etwa dem für eine Sprachmittlungsaufgabe in der Abiturprüfung vorgesehenen Umfang. Respuesta de la autora: - Con relación a la situación actual, los años 60/70 fueron el paraíso: una sociedad sin parados en la que uno podía permitirse todavía el lujo de rebelarse. Recientemente, la situación económica se ha degradado y la competencia en el mercado laboral ha aumentado. Frente a estos desafíos, los jóvenes de hoy muestran una actitud realista: Se han dado cuenta de que en un mundo globalizado las posibilidades de tener influencia han cambiado. Rechazan las discusiones teóricas e ideológicas porque las consideran inútiles. Aspiran más bien a la seguridad material, es decir, se preocupan por encontrar trabajo y ganarse la vida y al mismo tiempo tienen que responder a las necesidades de la generación de los padres pagando sus pensiones. Así los jóvenes de hoy demuestran un sentido "moderno" de la responsabilidad. "Ihr seid so spießig!" An der Schule Ihrer spanischen Austauschpartnerin Cristina findet demnächst ein Projekttag zum Thema Ser joven en Europa statt. Cristinas Klasse befasst sich mit dem Bereich „Generationenkonflikte“. Sie selbst soll die Situation in Deutschland recherchieren und zu einem Thema ihrer Wahl ein Referat halten. Sie wendet sich an Sie, weil sie Unterstützung bei der Materialsuche braucht. Sie entdecken im Internet folgenden Artikel. Schreiben Sie Cristina eine E-Mail, in der Sie auf ihr Anliegen eingehen und die wichtigsten Informationen des Artikels verwenden. Berücksichtigen Sie dabei auch die Position der Autorin des Artikels. Ihre Mail sollte ca. 250 Wörter umfassen. __________________________________________________________________________ "Ihr seid so spießig!" Krawatte statt Krawall, Praktikum statt Protest. Sind wir zu langweilig für unsere Eltern? Abiturstress – wer kennt das nicht. Und als wäre die Vorbereitung auf die Prüfungen nicht schon schlimm genug, steckt man in der Oberstufe auch noch einen guten Teil seiner Energie in die Vorbereitung des „Drumherums“: Abizeitung, Vorabifeten, Abiball. Besonders der um letzteren getriebene Aufwand stößt bei der Elterngeneration auf Unverständnis: „So richtig mit Kleidern und Anzug? Das haben wir damals aber nicht gemacht. Das war uns viel zu elitär. Ihr seid so spießig...“. Unsere Bemühungen um eine „angemessene“ Feier, mit Familie und Lehrern, Tanzen und Buffet finden sie oft befremdlich, ja „spießig“. Verständigungsproblem zwischen den Generationen oder berechtigter Vorwurf? Nicht nur in Bezug auf Abiturfeiern gilt die heutige Generation Jugendlicher oft als „junge Konservative“. Wo man früher Demos organisierte, sein Studium bevorzugt mit Protest verbrachte und diskutierte, dass die Fetzen flogen, stehen für die Mehrheit heutiger Schüler und Studenten andere Dinge im Mittelpunkt. Wie schaffe ich es, nach dem Studium einen Job zu kriegen? Sollte ich vielleicht lieber eine Ausbildung machen? Welche Richtungen sind gesucht und wie sehen die Prognosen aus? Kriege ich Auslandsstudium und Praktika unter einen Hut? Viele haben schon vor dem Ausbildungsbeginn eine umfassende Arbeitsmarktanalyse hinter sich. Das Wort „Altersvorsorge“ war vermutlich in den 70ern auch nicht unbedingt ein zentrales Thema für Menschen zwischen 18 und 25 und „Elite" ein Schimpfwort – keine Verheißung. Der Rückzug ins „kleine Glück“, möglichst schnell und effektiv studieren und dann zusehen, dass man einen Job kriegt – bei vielen mögen da die Alarmglocken schrillen. Wer so sehr um sein privates Glück bemüht ist, kann wohl kaum seine „politische Verantwortung“ erfüllen, deren Bedeutung nicht nur Eltern, sondern auch Politiker immer wieder hervorheben. „Wenn ich groß bin, möchte ich auch mal Spießer werden!“ – Sind wir eine Generation von politischen Drückebergern, weil wir versuchen, uns in einer Welt der Globalisierung, des Kapitalismus und des demografischen Wandels eine möglichst gute Ausgangsposition zu verschaffen? Wer einen Blick auf die wirtschaftliche Situation der 60er- und 70er-Jahre wirft, findet einen für heutige Verhältnisse traumhaften Zustand: Es herrschte nahezu Vollbeschäftigung – auch die Ölkrise konnte dem nicht viel anhaben. Was ist schon eine knappe Million im Vergleich zu gut drei Millionen Arbeitslosen? Die Protestierenden der Studentenrevolte wurden in der jungen Bundesrepublik gebraucht – auch nach einem durch politisches Engagement verlängerten oder vielleicht abgebrochenen Studium. Wir profitieren ganz selbstverständlich von ihren politischen Errungenschaften und sind doch vielleicht gerade deshalb vielfach nicht in der Lage, ein in ihren Augen „würdiges“ Erbe anzutreten. Zu sehr mit sich selbst beschäftigt sei unsere Generation. Zu wenig Interesse an der Gesellschaft und Politik und am Geschehen um uns herum hätten wir, um auch nur irgendwas zu bewirken. In einer stabilen Demokratie aufgewachsen seien wir, wenn nicht kritikunfähig, so doch zumindest kritikunwillig. Stimmt das wirklich? Ist es nicht vielmehr so, dass wir uns der Probleme der heutigen Welt sehr wohl bewusst sind, das praktische Handeln aber dem theoretisch-ideologischen Diskutieren vorziehen? Wer heute während des Studiums zuviel diskutiert, wird im Zweifelsfall als Kammerphilosoph enden, dem niemand mehr zuhört. Das vordergründig politisch naiv erscheinende Bemühen um einen sicheren Job aber eröffnet im Endeffekt vielleicht doch mehr Handlungsmöglichkeiten in einer Welt, die zunehmend durch Konzerne und wirtschaftliche Interessen bestimmt wird. Liebe Eltern, wir sind nicht spießig – nur realistisch. Irgendwer muss schließlich für eure Rente aufkommen. Ein Hybrid-Auto tut mehr gegen den Klimawandel als jeder Grünen-Parteitag und wenn’s dann doch mal drauf ankommt, kann man schließlich auch mit dem Aktenkoffer unterm Arm demonstrieren gehen. Katharina Kehl, Neon online