See discussions, stats, and author profiles for this publication at: https://www.researchgate.net/publication/235958072 Tillandsia somnians L.B. Smith, eine interessante kletternde Bromelie Article · January 1996 CITATION READS 1 134 2 authors: Georg Zizka Ralf Horres Goethe-Universität Frankfurt am Main and Senckenberg Research Institute Frankf… GenXPro GmbH 334 PUBLICATIONS 3,792 CITATIONS 78 PUBLICATIONS 2,353 CITATIONS SEE PROFILE Some of the authors of this publication are also working on these related projects: Chromosome numbers of the Flora of Germany View project Bromeliaceae Markerdevelopment Chloroplast DNA Phylogeny View project All content following this page was uploaded by Georg Zizka on 04 June 2014. The user has requested enhancement of the downloaded file. SEE PROFILE Tillandsia somnians - eine interessante kletternde Bromelie Gsonc Ztzrd & Ra'rP Honnrs Abstract structule an<l function within the family BromeliaTillanctsia somnians L.B. SMrTH shows extraordinary inflorescence is reduced to only about 1/10 ofthe length ofthe part fertile the inflorescence, the on developing ceae: Besides offshoots bent backward, so each forming a hook These are inflorescence the inflorescence. The l-3 lower iertile branches of ofthe host tree, enabling the plants and their the crown in to branches inflorescence the to attach to serve hooks seem Tiltanttsia somnians Iherefore might be called rapi dly quite crown the offshoots to ,,climb" and propagate vegetatively in an -.infl orescence climber". 1. Einleitung Ungewöhnliche Ausbildungen und Funktionen von Blütenständen sind innerhalb der Blütenpflanzen aus den verschiedensten Verwandtschaftskreisen bekannt. So seien als Beispiele nur die kletternden Palmen aus der Gattung Calamus erwähnt, bei denen umgewandelte sterile Infloreszenzen der Verankerung dieser Spreizklimmer an ihren Stützbäumen dienen (Dn-tNsnnrl 1979). Eine Besonderheit - zumindest innerhalb der Bromelia- stellt in dieser Hinsicht Tillandsia somnians L. B. Str,tns dar. RA.uH (1990) erwähnt die At als Beispiel für vegetative Vermehrung im Infloreszenzbereich: Aus den Achseln einzelner Hochblätter der Infloreszenz wachsen regelmäßig Tochterrosetten heran' Dies stellt innerhalb der Bromeliaceae keinen Einzelfall dar, sonderr f,rndet sich auch bei ceae - anderen Ar1en, z. B. Tillandsia latfolia und propagulifera. Die Spezialisierung der Infloreszenzen von T. somnians geht jedoch wesentlich weiter: Bei dieser epiphytisch wachsenden Zisternenbromelie aus Nordperu dienen die Infloreszel:rzet offensichtlich auch als Kletterorgan ! Die Verankemng am Stützbaum erfolgt dabei mit den unteren, auffüllig zurückgebogenen Seitentrieben der Infloreszenz, deren fertiler T. Teil nur etwa l/to der Infloreszenzlänge erreicht. Das Auswachsen von Brutknospen, das mit Ausnahme des obersten, ferlilen Teiles im gesamten Bereich der Infloreszenz stattfinden kann, emöglicht im Zusammenhang mit der Strategie eines Spreizklimmers eine effektive Ausbreitung. Die Art tritt nach RauH (1990) in einer Höhenlage von 1 800 bis 2 000 m in Massenbeständen auf und hüllt die Kronen kleiner Bäume völlig ein. Abb. 1: B1ühendes Exemplar von T. somnians aus den Kulturen des Palmengartens mit 2 Kindeln am Infloreszenzschaft. Man beachte die hakenlormig zurückgebogene untere Teilinfloreszenz Maßstab: 10 cm' 42 2. Beschreibung der Art Pflanzen stammlos, blühend l5-200 cm hoch. Blätter in einer Rosette von 30-50 cm Durch- 1 , | messer. Blattscheiden hell bräunlich-violett, breit elliptisch, 6-6,8 x4,3-4,6 cm; Blattspreiten zungenförmig, grün, 19-21 x 2-3 cm, weich, wenig beschuppt, spitz, Blattspitze häufig zur Blattunterseite hin eingerollt. Infloreszenzschaft 65-180 cm lang, untere Schaftbrakteen imbrikat, mit stark reduzierter Spreit€, obere etwa so lang wie die Intemodien, 7.T. mit Brutknospen (in der Regel [1-]2-3 pro Infloreszenz), die zu neuen Pflanzen auswachsen. Ferliler Bereich der zusammengesetzten Infloreszenz (,,Doppelähre") 5-20 cm lang (nur etwa 1/ro der Gesamtlänge!), häufig bogenfrirmig gekrümmt, mrr 2-1(.-10?) Teilblütenständen; Tragblätter 7,7-3cm lang, grün, deutlich kürzer als die ährenfürmigen Teilblütenstände. Diese deutlich seitlich zusammengedrückt, 5-I2-blütig, 3-8 x 1-1,5 cm, sehr kurz (0,3 cm) gestielt. Der unterste Teilblütenstand, z. T. auch die 2-3 untersten hakenförmig nach unten zurückgebogen. Deckblätter dicht dachziegelig, 1,5-1,9 x 1 cm, grün, im oberen Teil gekielt, im trockenen Zustand deutlich genervt. Blüten mehr oder we- niger sitzend. Sepalen 3, grün, 1,3-1,5 x 0,70,8 cm, die beiden hinteren deutlich gekielt. Petalen 3, im oberen Teil lila, im unteren Teil mehr oder weniger weiß,2,2-2,4 x 0,4-0,5 cm. Staubblätter 6, mit gedrehten Filamenten. Fruchtknoten walzlich, Frucht 2,2 x 0,3-0,4 cm. I Abb. 2 (obcn): Oberster, fertiler Teil der Infloreszenz (ragt von links in das Bild) mit 6 Teilblütenständen und \ einer,T Kindel unmittelbar an der Basis des ferlilen Bcrei- ches. Die Infloreszenzachse ist in sich gekrümmt, die untere Teilinfloreszenz nach hinten gebogen. Abb. 3 (unten): T. somnians-Klone in der Vitrine 3 des Eingangsschauhauses im Palmengarten. An den älteren Blütenständen (im Bild unten, in der Mitte und oben in, Hintergrund; erkennbar an der hellbraunen Farbe der abgestorbenen Hochblätter) sitzen die Kindel an. Zwei von ihnen bilden gerade einen Blütenstand aus (Bildmitte, senkrecht nach oben wachsend). 43 Anatomie der Blattspreite: Adaxiales und 3. Vegetative Ausbreitung und ,,Kletternde abaxiales Wassergewebe vorhanden' Hypoder(Abb' 6' mis einschichtig und wenig verdickt Bromelien" Vegetative Ausbreitung bei Bromelien durch SaugschuPPen s. Abb. 5)' chen Arten bekannt, so z' B' Neoregelia Verbreitung: Nord-Peru (Ayabaca); phytisch bis 2 400 m (R,tuH 1990)' ept- ausläuferatige Seitensprosse ist von zahTreiamptrllar'ea, N. patrciflora oder N pendul-u' BlcNscH & B,A'pNscH (1994) beschreiben für Aechmea .fosteriana das Klettern mit Seiten- trieben, die sich mit Haftwurzeln an der Unterlage verankem, Raun (1990) erwähnt auch Nidularium bracteatum, Pitcairnia scandens und P. riparia als ,'kletternde Bromelien"' Die Ausbildung von z. T' meterlangen Ausläufem spielt nicht nur bei epiphytischen, sondem auch besonders bei terrestrischen Vertretern eine wichtige Rolle' Auf diese Weise können dichte, großflächige Bestände gebildet werden (2.8. Hechtia stenopetala' Bromelia humilis). Ein ..Klettern" wird auch für Tillandsia dttratiiund nah verwandte Aflen ( T' reichenHierbei b achii, T. s tr ep to c arpa) beschrieben' einkrümsollen die sich im apikalen Bereich Abb. 4a und b: Wuchsschemzr vot't 2 im Palmengarten über mehrere Jahre hinweg kultivierten T- somnittns-Klonen. Maßstabsgetreu wiedergegeben sind die Infloresnicht maßzenzachsen (dargestellt als schwatze Striche)' und Infloreszenz der Endbereiche ferlilen die stabsgetreu sind die B'lattrosetten. Kindel im Bereich der lnfloreszenz zwtnur bei Abb. 4a durchgängig eingezeichnet' Winkel schen Infloreszenzachse und Ktndelachse schematisiert 90". Maßstab: 10 cm 44 0.5 cnr menden Blätter zur Verankerung der epiphytisch wachsenden Pflanze dienen, die dann im wesentlichen durch den Zuwachs der Sproßachse und das ,,Nach-hinten-Falten" der Blätter nur vergleichsweise kleine Strecken zurücklegen können. Die Befestigung erfolgt dabei aber - ganz im Gegenteil zu T. somnians durch Blattorgane außerhalb des Infloreszenzbereiches. 4. Tillandsia somnians - ein ..Infloreszenzk-letterer" Der hier vorliegende Fall, bei dem die Infloreszenz regelmäßig der generativen und vege- tativen Vermehrung (Kindel) und zugleich aufgrund ihres besonderen Baues der Verankerung im Geäst und der Ausbreitung dient, erscheint innerhalb der Bromeliaceae einzisartig. Bei einer Gesamtlänge von bis zu rund 2 m macht der fertile Bereich der lnfloreszenz nut Abb. 5 (links): Aufsicht auf die Blattunterseite mit Saugschuppen und Spaltölfnungen Abb. 6 (rechts): Querschnitt durch die Blattspreite von T. somnians (Ausschnitt). AP - Assimilationsparenchym (punktiert: Umlang des Stemparenchyms), E: Epidermis und einschichtige, wenig verdickte Hypodcrmis, adWG : adaxiales Wassergewebe, abWG : abaxiales Wasser- gcwebc, LB : Leitbündel mit Sklerenchymkappen. Maßstab - 0.5 mm. etwa 70oÄ der Gesamtlänge aus. Die auffüllig kurze, einfach verzweigte Infloreszenz ist armblütig. Es finden sich nur wenige Seitenzweige mit jeweils 5-12 Blüten. Inwieweit diese regelmäßig fertil sind, konnte bisher nicht geklärt werden. In Kultur im Palmengar- ten wurde bisher nur in Ausnahmeftillen Fruchtansatz beobachtet. Im Bereich der Infloreszenz entstehen regelmäßig Kindel (Abb. 1 und 2). Eine aufftillige Besonderheit der Infloreszerz ist die Tatsache. daß die 1-3 untersten Seitenzweige nach hinten geknimmt sind und einen Winkel von etwa 30'-60o mit der Infloreszenzachse bilden (Abb. I und 2). Der so entstehende ,,Haken" kann aufgrund des stabi- len Baues der Teilinfloreszenz ein Mehrfaches des Pflanzengewichtes tragen. Diese Sta- bilität ist sinnvoll. zieht man das Gewicht der wassergeflillten Zisternen von Mutterpflanze und Kindeln in Belracht Beobachtungen in Kultur am Frankfurter Palmengarten zeigten, daß es sich bei T. somnians um einen mit Hilfe seiner Infloreszenz kletternden Epiphyten handelt. Innerhalb von etwa drei Jahren bildeten die Pflanzen in Kultur vegetativ 3-4 Generationen aus, die eine Strecke von über 2 m im Geäst eines Epiphytenstammes,,zurücklegten". Finden die Infloreszenzen keinen Halt, so neigen sie sich häufig durch das Gewicht der zvr heranwachsenden Kindel bogenfönntg nicht Seite. Dadurch erfolgt eine Ausbreitung Die nach oben, sondern auch zur Seite hin' nur aus mehreren Generationen bestehenden Klone können so innerhalb weniger Jahre recht ansehnliche Flächen bedecken (Ra'uu 1990. Abb. 3, 4a und b). Durch die Länge des Infloreszenzschaftes Kindel und den Abstand der daran gebildeten gehäuft Stelle einer an nicht kommen diese die der Stützbaumäste angewiesen ist, um die KulIn Epiphyten -r"lgte miteinander konkurieren' sich, daß die lnfloreszenzachsen tur nach dJm Absterben der Mutteryflanze noch über mehrere Jahre erhalten und die Kindel mit diesen über längere Zeit verbunden bleiben. I somnians schafft so für ihre vegetative Nachkommenschaft zusätzliche geelgnete Unterlagen. daß vor, sondern so weit voneinander entfernt' Standort im Palmengarten durch Konkurrenz untereinander übennäßig sche Sammlung. die Entwicklung der Tochtelpflanzen nicht behindert wird. Die Vitrine 3 im Eingangsschauhaus und Botani- Ausbreitungsstrategie Literatur scheint besonders geeignet, mit der Ausdehzu nung der Krone eines Stützbaumes Schritt B,r.pNsctl, U. halten. DRANSFIELD, lich auf die Besiedlung von Rindenbereichen RAUH. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Tatsache, daß T. somnians nicht ausschließ- U 1994: Blühende Bromellen' Nassau/Bahamas J l9lg'. A manual of the Rattans of the 29: I-V und Malay Peninsula - Malayan Forest Records 1-270 46 View publication stats & Balrscr, - MalaYsia W. 1990: Bromelien Stuttgad'