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Zizka et Horres - Tillandsia somnians

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Tillandsia somnians L.B. Smith, eine interessante kletternde Bromelie
Article · January 1996
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2 authors:
Georg Zizka
Ralf Horres
Goethe-Universität Frankfurt am Main and Senckenberg Research Institute Frankf…
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SEE PROFILE
Tillandsia somnians
- eine interessante kletternde
Bromelie
Gsonc Ztzrd & Ra'rP Honnrs
Abstract
structule an<l function within the family BromeliaTillanctsia somnians L.B. SMrTH shows extraordinary inflorescence
is reduced to only about 1/10 ofthe length ofthe
part
fertile
the
inflorescence,
the
on
developing
ceae: Besides offshoots
bent backward, so each forming a hook These
are
inflorescence
the
inflorescence. The l-3 lower iertile branches of
ofthe host tree, enabling the plants and their
the
crown
in
to
branches
inflorescence
the
to
attach
to
serve
hooks seem
Tiltanttsia somnians Iherefore might be called
rapi
dly
quite
crown
the
offshoots to ,,climb" and propagate vegetatively in
an -.infl orescence climber".
1.
Einleitung
Ungewöhnliche Ausbildungen und Funktionen von Blütenständen sind innerhalb der
Blütenpflanzen aus den verschiedensten Verwandtschaftskreisen bekannt. So seien als
Beispiele nur die kletternden Palmen aus der
Gattung Calamus erwähnt, bei denen umgewandelte sterile Infloreszenzen der Verankerung dieser Spreizklimmer an ihren Stützbäumen dienen (Dn-tNsnnrl 1979). Eine Besonderheit - zumindest innerhalb der Bromelia-
stellt in dieser Hinsicht Tillandsia somnians L. B. Str,tns dar. RA.uH (1990) erwähnt
die At als Beispiel für vegetative Vermehrung im Infloreszenzbereich: Aus den Achseln einzelner Hochblätter der Infloreszenz
wachsen regelmäßig Tochterrosetten heran'
Dies stellt innerhalb der Bromeliaceae keinen
Einzelfall dar, sonderr f,rndet sich auch bei
ceae
-
anderen Ar1en, z.
B. Tillandsia latfolia und
propagulifera.
Die Spezialisierung der Infloreszenzen von
T. somnians geht jedoch wesentlich weiter:
Bei dieser epiphytisch wachsenden Zisternenbromelie aus Nordperu dienen die Infloreszel:rzet offensichtlich auch als Kletterorgan !
Die Verankemng am Stützbaum erfolgt dabei
mit den unteren, auffüllig zurückgebogenen
Seitentrieben der Infloreszenz, deren fertiler
T.
Teil nur etwa l/to der Infloreszenzlänge erreicht. Das Auswachsen von Brutknospen, das
mit Ausnahme des obersten, ferlilen Teiles im
gesamten Bereich der Infloreszenz stattfinden
kann, emöglicht im Zusammenhang mit der
Strategie eines Spreizklimmers eine effektive
Ausbreitung. Die Art tritt nach RauH (1990)
in einer Höhenlage von 1 800 bis 2 000 m in
Massenbeständen auf und hüllt die Kronen
kleiner Bäume völlig ein.
Abb. 1: B1ühendes Exemplar von T. somnians aus den
Kulturen des Palmengartens mit 2 Kindeln am Infloreszenzschaft. Man beachte die hakenlormig zurückgebogene untere Teilinfloreszenz Maßstab: 10 cm'
42
2. Beschreibung der Art
Pflanzen stammlos, blühend l5-200 cm hoch.
Blätter in einer Rosette von 30-50 cm Durch-
1
,
|
messer. Blattscheiden hell bräunlich-violett,
breit elliptisch, 6-6,8 x4,3-4,6 cm; Blattspreiten zungenförmig, grün, 19-21 x 2-3 cm,
weich, wenig beschuppt, spitz, Blattspitze
häufig zur Blattunterseite hin eingerollt. Infloreszenzschaft 65-180 cm lang, untere Schaftbrakteen imbrikat, mit stark reduzierter Spreit€, obere etwa so lang wie die Intemodien,
7.T. mit Brutknospen (in der Regel [1-]2-3
pro Infloreszenz), die zu neuen Pflanzen auswachsen. Ferliler Bereich der zusammengesetzten Infloreszenz (,,Doppelähre") 5-20 cm
lang (nur etwa 1/ro der Gesamtlänge!), häufig
bogenfrirmig gekrümmt, mrr 2-1(.-10?) Teilblütenständen; Tragblätter 7,7-3cm lang,
grün, deutlich kürzer als die ährenfürmigen
Teilblütenstände. Diese deutlich seitlich zusammengedrückt, 5-I2-blütig, 3-8 x 1-1,5 cm,
sehr kurz (0,3 cm) gestielt. Der unterste Teilblütenstand, z. T. auch die 2-3 untersten hakenförmig nach unten zurückgebogen. Deckblätter dicht dachziegelig, 1,5-1,9 x 1 cm,
grün, im oberen Teil gekielt, im trockenen Zustand deutlich genervt. Blüten mehr oder we-
niger sitzend. Sepalen 3, grün, 1,3-1,5 x 0,70,8 cm, die beiden hinteren deutlich gekielt.
Petalen 3, im oberen Teil lila, im unteren Teil
mehr oder weniger weiß,2,2-2,4 x 0,4-0,5 cm.
Staubblätter 6, mit gedrehten Filamenten.
Fruchtknoten walzlich, Frucht 2,2 x 0,3-0,4
cm.
I
Abb. 2 (obcn): Oberster, fertiler Teil der Infloreszenz
(ragt von links in das Bild) mit 6 Teilblütenständen und
\
einer,T
Kindel unmittelbar an der Basis des ferlilen Bcrei-
ches. Die Infloreszenzachse ist in sich gekrümmt, die untere Teilinfloreszenz nach hinten gebogen.
Abb. 3 (unten): T. somnians-Klone in der Vitrine 3
des
Eingangsschauhauses im Palmengarten. An den älteren
Blütenständen (im Bild unten, in der Mitte und oben in,
Hintergrund; erkennbar an der hellbraunen Farbe der abgestorbenen Hochblätter) sitzen die Kindel an. Zwei von
ihnen bilden gerade einen Blütenstand aus (Bildmitte,
senkrecht nach oben wachsend).
43
Anatomie der Blattspreite: Adaxiales und
3. Vegetative Ausbreitung und ,,Kletternde
abaxiales Wassergewebe vorhanden' Hypoder(Abb' 6'
mis einschichtig und wenig verdickt
Bromelien"
Vegetative Ausbreitung bei Bromelien durch
SaugschuPPen s. Abb. 5)'
chen Arten bekannt, so z' B' Neoregelia
Verbreitung: Nord-Peru (Ayabaca);
phytisch bis
2
400 m (R,tuH 1990)'
ept-
ausläuferatige Seitensprosse ist von zahTreiamptrllar'ea, N. patrciflora oder N pendul-u'
BlcNscH & B,A'pNscH (1994) beschreiben für
Aechmea .fosteriana das Klettern
mit Seiten-
trieben, die sich mit Haftwurzeln an der Unterlage verankem, Raun (1990) erwähnt auch
Nidularium bracteatum, Pitcairnia scandens
und P. riparia als ,'kletternde Bromelien"'
Die Ausbildung von z. T'
meterlangen
Ausläufem spielt nicht nur bei epiphytischen,
sondem auch besonders bei terrestrischen
Vertretern eine wichtige Rolle'
Auf
diese
Weise können dichte, großflächige Bestände
gebildet werden (2.8. Hechtia stenopetala'
Bromelia humilis).
Ein ..Klettern" wird auch für Tillandsia
dttratiiund nah verwandte Aflen ( T' reichenHierbei
b achii, T. s tr ep to c arpa) beschrieben'
einkrümsollen die sich im apikalen Bereich
Abb. 4a und b: Wuchsschemzr vot't 2 im Palmengarten
über mehrere Jahre hinweg kultivierten T- somnittns-Klonen. Maßstabsgetreu wiedergegeben sind die Infloresnicht maßzenzachsen (dargestellt als schwatze Striche)'
und
Infloreszenz
der
Endbereiche
ferlilen
die
stabsgetreu
sind
die B'lattrosetten. Kindel im Bereich der lnfloreszenz
zwtnur bei Abb. 4a durchgängig eingezeichnet' Winkel
schen Infloreszenzachse und Ktndelachse schematisiert
90". Maßstab: 10 cm
44
0.5 cnr
menden Blätter zur Verankerung der epiphytisch wachsenden Pflanze dienen, die dann
im
wesentlichen durch den Zuwachs der
Sproßachse und das ,,Nach-hinten-Falten" der
Blätter nur vergleichsweise kleine Strecken
zurücklegen können. Die Befestigung erfolgt
dabei aber - ganz im Gegenteil zu T. somnians durch Blattorgane außerhalb des Infloreszenzbereiches.
4. Tillandsia somnians
- ein ..Infloreszenzk-letterer"
Der hier vorliegende Fall, bei dem die Infloreszenz regelmäßig der generativen und vege-
tativen Vermehrung (Kindel) und zugleich
aufgrund ihres besonderen Baues der Verankerung im Geäst und der Ausbreitung dient,
erscheint innerhalb der Bromeliaceae einzisartig.
Bei einer Gesamtlänge von bis zu rund 2 m
macht der fertile Bereich der lnfloreszenz nut
Abb. 5 (links): Aufsicht auf die Blattunterseite mit Saugschuppen und Spaltölfnungen
Abb. 6 (rechts): Querschnitt durch die Blattspreite von
T. somnians (Ausschnitt). AP - Assimilationsparenchym
(punktiert: Umlang des Stemparenchyms), E: Epidermis
und einschichtige, wenig verdickte Hypodcrmis, adWG
: adaxiales Wassergewebe, abWG : abaxiales Wasser-
gcwebc, LB : Leitbündel mit Sklerenchymkappen. Maßstab - 0.5 mm.
etwa 70oÄ der Gesamtlänge aus. Die auffüllig
kurze, einfach verzweigte Infloreszenz ist
armblütig. Es finden sich nur wenige Seitenzweige mit jeweils 5-12 Blüten. Inwieweit
diese regelmäßig fertil sind, konnte bisher
nicht geklärt werden. In Kultur im Palmengar-
ten wurde bisher nur in
Ausnahmeftillen
Fruchtansatz beobachtet. Im Bereich der
Infloreszenz entstehen regelmäßig Kindel
(Abb. 1 und 2).
Eine aufftillige Besonderheit der Infloreszerz ist die Tatsache. daß die 1-3 untersten
Seitenzweige nach hinten geknimmt sind und
einen Winkel von etwa 30'-60o mit der Infloreszenzachse bilden (Abb. I und 2). Der so
entstehende ,,Haken" kann aufgrund des stabi-
len Baues der Teilinfloreszenz ein Mehrfaches des Pflanzengewichtes tragen. Diese Sta-
bilität ist sinnvoll. zieht man das Gewicht der
wassergeflillten Zisternen von Mutterpflanze
und Kindeln in Belracht
Beobachtungen in Kultur am Frankfurter
Palmengarten zeigten, daß es sich bei T. somnians um einen mit Hilfe seiner Infloreszenz
kletternden Epiphyten handelt. Innerhalb von
etwa drei Jahren bildeten die Pflanzen in Kultur vegetativ 3-4 Generationen aus, die eine
Strecke von über 2 m im Geäst eines Epiphytenstammes,,zurücklegten".
Finden die Infloreszenzen keinen Halt, so
neigen sie sich häufig durch das Gewicht der
zvr
heranwachsenden Kindel bogenfönntg
nicht
Seite. Dadurch erfolgt eine Ausbreitung
Die
nach oben, sondern auch zur Seite hin'
nur
aus mehreren Generationen
bestehenden
Klone können so innerhalb weniger Jahre
recht ansehnliche Flächen bedecken (Ra'uu
1990. Abb. 3, 4a und b).
Durch die Länge des Infloreszenzschaftes
Kindel
und den Abstand der daran gebildeten
gehäuft
Stelle
einer
an
nicht
kommen diese
die
der Stützbaumäste angewiesen ist, um die
KulIn
Epiphyten
-r"lgte miteinander konkurieren'
sich, daß die lnfloreszenzachsen
tur
nach dJm Absterben der Mutteryflanze noch
über mehrere Jahre erhalten und die Kindel
mit diesen über längere Zeit verbunden bleiben. I somnians schafft so für ihre vegetative
Nachkommenschaft zusätzliche geelgnete
Unterlagen.
daß
vor, sondern so weit voneinander entfernt'
Standort im Palmengarten
durch Konkurrenz untereinander übennäßig
sche Sammlung.
die Entwicklung der Tochtelpflanzen nicht
behindert
wird. Die
Vitrine 3 im Eingangsschauhaus und Botani-
Ausbreitungsstrategie
Literatur
scheint besonders geeignet, mit der Ausdehzu
nung der Krone eines Stützbaumes Schritt
B,r.pNsctl, U.
halten.
DRANSFIELD,
lich auf die Besiedlung von Rindenbereichen
RAUH.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist die
Tatsache, daß T. somnians nicht ausschließ-
U
1994: Blühende Bromellen'
Nassau/Bahamas
J l9lg'. A manual of the Rattans of the
29: I-V und
Malay Peninsula - Malayan Forest Records
1-270
46
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& Balrscr,
-
MalaYsia
W. 1990: Bromelien Stuttgad'
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