Subido por J André Cardoso

Diastema Closure Veneers - german CARDOSO

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dd T E C H N I K
Diastema-Verschluss mit Veneers aus Feldspatkeramik
Mut zum
Lückenschluss
Ein Beitrag von Dr. Jorge André Cardoso, Espinho und Ztm. Alexandre Fischer, Sazes do Lorvão/beide Portugal
Keramikveneers stellen eine von vielen Möglichkeiten dar, um ein Diastema prothetisch ästhetisch zu schließen. Wurde diese Versorgungsform nach sorgfältiger Kontrolle für einen für geeignet befundenen Fall gewählt,
kann der Langzeiterfolg als hoch eingestuft werden. Die Autoren präsentieren einen Fallbericht, bei dem ein
Diastema zwischen den mittleren Inzisiven mit Keramikveneers versorgt wurde. Dadurch konnte die Gesamtästhetik des Frontzahnbereichs verbessert werden. Im Verlauf des Artikels werden die klinischen und zahntechnischen Details diskutiert, um die Indikation aber auch Limitation dieser Versorgungsform zu verdeutlichen. Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Patienten, Zahnmediziner und Zahntechniker zog sich durch
den gesamten Behandlungsprozess, wodurch ein vorhersagbares, ästhetisches Ergebnis möglich wurde.
Einleitung
Die restaurative ästhetische Zahnheilkunde hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten enorm entwickelt. Wir können
heute auf etliche evidenzbasierte Konzepte zurückgreifen, um ästhetische
Zahnprobleme mit minimalinvasiven
und erfolgsversprechenden Techniken,
die auf der Adhäsiv-Technik beruhen,
zu versorgen [1].
Um ein Diastema zu schließen, können
diverse Versorgungsformen gewählt
werden: Orthodontie, direkter Kompositaufbau oder die indirekte Variante
mit keramischen Veneers. Die Voraussetzungen für die Versorgungsform und
das Material der Wahl können von unterschiedlichen Faktoren abhängen. Als
diese seien beispielhaft genannt: inkludierte Zähne, Platzangebot, okklusale
Faktoren, der Grad des Weichgewebs-
2 dental dialogue 11. JAHRGANG 2010 ©
verlust im Bereich der betroffenen Zähne, die ästhetischen Vorstellungen des
Patienten sowie die Erfahrung des Zahnmediziners und Zahntechnikers [2].
Kompositaufbauten
Frontzahnrestaurationen aus Komposit
weisen ein hohes ästhetisches Potenzial
und eine angemessene Beständigkeit
auf [3]. Sie stellen die konservativste
Versorgungsform dar, um ein Diastema
zu schließen. Dies ist in anbetracht der
modernen Versorgungskonzepte von
entscheidender Bedeutung [4]. Allerdings limitieren die physikalischen Eigenschaften den Einsatz von Kompositen. Ihr Elastizitätsmodul ist viel kleiner
als das von Zahnschmelz [5]. Ein anderer Nachteil ist der, dass sich Komposite
verfärben unabhängig davon, ob es sich
um ein Produkt der neuesten Generation handelt [6; 7].
Keramikveneers
Adhäsiv befestigte Keramikveneers machen in der Regel eine Präparation der
Zahnstruktur notwendig [8; 9]. Obwohl einige Autoren sich für Keramikveneers ohne jegliche Präparation aussprechen, ist es für ein auf lange Sicht ästhetisches Resultat notwendig, die
labialen und interapproximalen Flächen
mit dem Veneer zu bedecken, da sich
die Klebefuge im Laufe der Zeit verfärben kann. Außerdem benötigen Keramikrestaurationen spezielle Präparationsformen, sodass sie korrekt eingegliedert werden können. Es hat sich zudem
gezeigt, dass Keramikveneers angemessene physikalische Eigenschaften aufweisen, wenn ein korrektes Befestigungsprotokoll eingehalten wurde. Eine unauffällige Integration und exzellente Ästhetik
sind bei Einhaltung aller Parameter gewiss [10]. Diverse Studien bescheinigen
Indizes
• Adhäsive
Zahnheilkunde
• Ästhetik
• Diastema
• Feldspatkeramik
• Komposit
• Veneer
Kategorie
Ausführlicher
Fachbeitrag
T E C H N I K dd
Abb. 1 Die Ausgangssituation in der Gesamtaufnahme – der
Patient wies augenscheinlich ein Diastema zwischen den Zähnen 11 und 21 auf
3a
Abb. 2 Die Ausgangssituation im Close-up. Nun werden zusätzlich Lücken zwischen den Zähnen 11, 12 und 13 ersichtlich
3b
Abb. 3a und b Die Modelle der Ausgangssituation (links) und mit Wax-up (rechts) verdeutlichen den gewünschten Effekt, der
mit den Venners erzielt werden kann
4a
4b
4c
Abb. 4a bis c Die intraorale Ausgangssituation ist oben dargestellt. In der Mitte die Situation mit angezeichneter Wunschsituation
und ganz unten die Situation mit eingebrachtem Mock-up (Bis-Acrylat)
den adhäsiv befestigten Keramikveneers
einen hohen Langzeiterfolg [11 bis 18],
vergleichbar mit dem von konventionell
befestigten Vollkronen.
Fallbeschreibung
Der 31 Jahre alte Patient wurde mit einem ästhetisch unbefriedigenden „Lächeln“ bei uns vorstellig. Sein Hauptproblem ging von der Lücke zwischen
den beiden Einsern aus, die ihm seiner
Meinung nach ein unschönes Aussehen
verleiht. Zudem wünschte er sich „weißere Zähne.“
Aus zahnmedizinischer Sicht stellten
dies keine relevanten Probleme dar. Bei
der Kontrolle der Parodontien stellte
sich eine Gingivitis, allerdings ohne Anzeichen von Knochenverlust, heraus.
Zudem wurden keine Parafunktionen
oder andere signifikante Probleme ersichtlich.
Ästhetische Aspekte
Aus ästhetischer Sicht stellte sich der
Fall wie folgt dar: In der Oberkieferfront wies der Patient drei beträchtliche
Diastemata auf. Und auch im Unterkiefer lag ein leichtes Diastema zwischen
41 und 44 vor. Zudem waren die Proportionen und Positionen der oberen
Schneidezähne unvorteilhaft. Auf dem
Zahn 22 ist mesioapproximal ein Kalkfleck im Schmelz, dessen Ausdehnung
in die Tiefe nicht ermittelt werden konnte (Abb. 1 und 2). Der Parodontale Biotyp wurde als dünn eingestuft.
Behandlungsplan
Ein Mock-up, das von einem Wax-up
abgeleitet wurde, ist ein bei adhäsiven
Restaurationen ein einfaches, aber hilfreiches Mittel, mit dem das angestrebte
Ergebnis intraoral demonstriert und
überprüft werden kann. Allerdings spiegelt das Wax-up nicht die eigentliche ästhetische Herausforderung der Behandlung wieder. Wir bemühten uns, um die
ursprüngliche Morphologie auf die modifizierte Zahnform zu übertragen. Dazu
wurden einfache Veränderungen getestet: Schließen des Diastemas, Korrektur
der inklinierten Mittellinie, und Zahnachsen. Indem wir die ursprünglichen
Scheitelpunkte der Zähne beibehielten,
konnten wir ein gutes ästhetisches Resultat erzielen, ohne plastische Korrekturen der Gingiva vornehmen zu müssen. Dennoch musste die Positionen der
Papillen erheblich verändert werden: an
Zahn 11 in Richtung distal, an 21 nach
mesial und wieder nach distal an 22. Zu
sehen in der Abbildung 3a und b.
Mit einem Silikonschlüssel und einem
Komposit auf Bis-Acrylat-Basis (Structure Premium, VOCO) haben wir die mit
dem Wax-up erarbeitete Außenkontur
11. JAHRGANG 2010 © dental dialogue 3
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Abb. 6
Gesamtaufnahme mit
Mock-up. Daraus wird
deutlch, dass mit geringen Korrekturen
der Zahnproportionen
ein natürlich wirkendes Gesamtergebnis
erreicht werden kann
Abb. 5 Lippenaufnahme des lächelnden Patienten mit Mock-up. Die Inzisalkante folgt harmonisch der Lachlinie
Abb. 8
Hier das Gipsmodell
der Ausgangssituation und der Patient
mitsamt Mock-up –
dieser ist hoch motiviert und freut sich
auf die endgültige
Versorgung
Abb. 7
Lateralansicht der
Situation mit Mockup bei habitueller
interkuspidation
und entblösten
Zähnen
auf die unpräparierten Zähne übertragen. Dadurch lässt sich sowohl die Ästhetik wie auch die Funktion der zukünftigen
Versorgung überprüfen (Abb. 4a bis 8).
Diese Technik kann auch für Mock-ups
angewendet werden, die für einen längeren Zeitraum getragen werden und
als Provisorien dienen. Allerdings müssen diese hierfür an manchen Stellen
provisorisch adhäsiv befestigt werden.
Dadurch wird die funktionelle sowie ästhetische Analyse erleichtert [19]. In
unserem Fall beließen wir die Mockups für ein paar Stunden im Patientenmund, um dem Patienten die Möglichkeit zu geben, sich mit der durch das
Wax-up geschaffenen, neuen Situation
anzufreunden.
Indem wir die adhäsive Versorgung in
Form eines Mock-ups Probe tragen lassen, sind wir in der Lage, Aussagen über
den Erfolg dieser Versorgungsform treffen zu können. Wir können eruieren, ob
wir das gewünschte Ziel ohne korrigierende Maßnahmen, wie der Orthodontie erreichen können. Ohne Zähne bewegen zu müssen, können mit Veneers
Stellungsprobleme gelöst werden, wenn
eine konservative Präparation, die auf
den Schmelz beschränkt ist, möglich ist.
4 dental dialogue 11. JAHRGANG 2010 ©
Nach einigen Beratungsgesprächen, viel
die Entscheidung auf vier Keramikveneers über den Zähnen 12 bis 22 und
Kompositrestaurationen auf den vier
Schneidezähnen im Unterkiefer. Die
Wahl zwischen direkten Kompositrestaurationen und indirekten Keramikveneers
hing von dem hohen ästhetischen Anspruch des Patienten und den durchweg
positiven und langjährigen Erfahrungen
ab, die das Behandlerteam mit Keramikveneers auf Frontzähnen sammeln konnte. Der Patient verstand, dass eine orthodontische Behandlung in Bezug auf den
gesamten Behandlungsplan relativ geringe Erfolgschancen garantierte.
Da die Versorgung des Diastemas im
Unterkiefer keine großartigen ästhetischen Ansprüche zu erfüllen hatte, fiel
die Entscheidung auf direkte Kompositversorgungen.
Kontrolle des Parodonts
Die Gingivitis wurde unter Kontrolle
gebracht, indem der Patient geschult
wurde, sein Zahnfleisch und seine Zähne korrekt zu reinigen. Zudem musste
er zu professionellen Zahnreinigung.
Bleaching
Um die angestrebte, helle Zahnfarbe realisieren zu können, kam eine kombinierte Zahnaufhellung zum Einsatz. Zum einen musste der Patient drei Wochen
lang seine Zähne zuhause mit 10 %igem
Carbamid-Peroxid behandeln. Vor und
nach dieser Behandlung wurden zwei
Bleachings mit 35 %igem WasserstoffPeroxid durchgeführt. Zwei Wochen
nach dem Bleaching konnte es an die
restaurative Behandlung gehen. Dadurch wird die farbliche Rekonstruktion erleichtert und es werden unschöne
Auswirkungen auf die adhäsive Befestigung vermieden [20].
Restaurative Versorgung
Für die Präparation wurden bukkal und
approximal Retraktionsfäden in den
Sulkus eingebracht. In unserer Praxis
kommt für derartige Fälle das einfache
aber effektive Präparationskonzept von
Galip Gürel zum Einsatz [8], denn es
handelt sich dabei um eine konservative
und dennoch sehr gezielte und einfach
zu kontrollierende Form der Präparation. Zunächst wurde mit einem Rillen-
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Abb. 9 Wir präparieren die Zähne für die Veneers, so wie es
Gürel beschrieben hat, direkt durch die Mock-ups. Zunächst
wird die Präparationstiefe definiert
Abb. 11 Nun kann der labiale Zahnschmelz bis zu den markierten Stellen
präpariert
Abb. 12 Sobald die Vestibulärflächen
präpariert sind, wird die Inzisalkante um
etwa 1,5 bis 2 mm reduziert
Abb. 14 Mit einzelnen Segmenten des Silikonschlüssels
kann die Präparation gut kontrolliert werden. Deutlich wird
die gleichmäßige Stärke der Schmelzpräparation sichtbar
fräser durch das Mock-up ein Tiefenanschlag von 0,5 mm angebracht (Abb. 9
und 10). Daraus ergeben sich einige wenige horizontale Tiefenanschläge, an denen man sich für die weiteren Präparationsschritte orientieren kann. Dadurch
sind wir in der Lage, sehr konservativ zu
präparieren, da die bukkale Oberfläche
des Mock-ups uns die Referenz vorgibt
und uns leitet. Um das durch das Mockup definierte Ergebnis zu erreichen,
werden daher die Stellen, die nicht präpariert werden müssen, geschont, und
umgekehrt.
Sobald die geforderte Präparationstiefe
erreicht ist, kommt ein klassischer konischer Diamant-Fräser zum Einsatz. Mit
Abb. 10 Die Situation, nachdem wir mit dem Tiefenmarker
die Dimension des vestibulären Zahnschmelzes definiert haben, der für die Präparation entfernt werden muss
Abb. 13 Für einen harmonischen Zahnfleischverlauf wurde Zahn 21 mesial und
11 distal leicht subgingival präpariert
Abb. 15 Hier ist die Präparation mit dem horizontal geschnittenen Silikonvorwall dargestellt. Approximal wurde viel Raum
geschaffen
diesem werden die zervikale Präparationsgrenze angelegt sowie die approximalen und inzisalen Räume aufbereitet
(Abb. 11). Die okklusalen Kontaktpunkte wurden auf den Palatinalflächen
der oberen Inzisiven belassen und die
Approximalräume in Richtung palatinal
geöffnet, um dem Zahntechniker mehr
kreativen Spielraum bei der Schichtung
der Veneers zu geben. So oder so beschränken sich die Präparationen auf
den Schmelzanteil. Das Mock-up ist
sehr hilfreich, wenn es um die Anlage
des Restaurationsrandes geht. Wie aus
der Abbildung 3 ersichtlich, musste das
Emergenzprofil verändert werden, um
es an die Gesamtsituation anzupassen.
Im distalen Bereich des Zahns 11 und 22
sowie dem mesialen Bereich von 21 wurde die Präparationsgrenze etwa 0,5 mm
subgingival angelegt.
Schließlich konnte die Inzisalkante um
zirka 1,5 bis 2 mm reduziert werden
(Abb. 12). In den Abbildungen 13 bis
15 ist zu sehen, dass diese Technik eine
konservative und gezielte Präparation
ermöglicht.
Nun wurde mit einem A-Silikon leichter und einem mit mittlerer Viskosität
eine Abformung vorgenommen. Für
die provisorische Versorgung kam ein
selbsthärtender temporärer Kronenund Brücken-Kunststoff (PMMA) zum
Einsatz. Natürlich könnten hierfür auch
11. JAHRGANG 2010 © dental dialogue 5
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Abb. 16 Auf die gewässerten Duplikatstümpfe aus feuerfestem
Material wird als erstes eine so genannte Konnektorschicht aus
niedrig schmelzender Keramik aufgebrannt – sie versiegelt den
Steckstumpf
Abb. 17 Die eigentliche Schichtung beginnt mit dem Auftrag
opaleszierender Dentinmassen. Sie garantieren einen unsichtbaren Übergang zur Zahnsubstanz
Abb. 18 Details der Keramikschichtung. Auf ein Schild aus
Dentin werden mit chromatischeren Dentinen die Dentinhörnchen nachgeahmt
Abb. 19 Auf den grob ausgearbeiteten Keramikveneers
zeichnetet der Zahntechniker die wichtigsten vertikalen
Zahnmerkmale angezeichnet – diese werden dann mechanisch ausgearbeitet
Bis-Acrylate (zum Beispiel Luxatemp,
DMG) verwendet werden – das hängt
von den persönlichen Vorlieben ab.
Laborphase
Die Form, optischen Charakteristika
und die Oberflächenstruktur rückten
während der Anfertigung der Keramikveneers im Dentallabor in den Mittelpunkt der Betrachtung. Hierfür wurde
ein Steckstumpfmodell aus Superhartgips angefertigt. Die Vorteile eines ungesägtes Modells liegen auf der Hand,
schließlich gehen, da keine Sägeschnitte
notwendig sind, keine wichtigen Informationen verloren und man spart sich die
Anfertigung einer abnehmbaren Zahnfleischmaske. Die Steckstümpfe wurden
dupliert, sodass die Veneers auf feuerfesten Stümpfen angefertigt werden konnten. Für die Schichtung kommt ein normalschmelzendes Keramiksystem zum
6 dental dialogue 11. JAHRGANG 2010 ©
Einsatz. Nach dem gründlichen Wässern
der feuerfesten Stümpfe wird ein Versiegelungsbrand vorgenommen. Dieser
hat zum einen die Aufgabe, die Schichtung gegen den porösen Stumpf abzuschotten und zum anderen schafft er ein
hochdichtes und präzises Interface zum
Zahn (Abb. 16). Auf diese Unterhaut
werden nun in den Grenzbereichen
opaleszierende Massen aufgetragen, die
bewirken, dass keine harten Kanten entstehen (Abb. 17). Die eigentliche Veneer-Schichtung beginnt mit der Rekonstruktion der Zahnform bis in die
Interdentalbereiche. Hierfür kommt eine Mischung aus Opakdentin, dem Primär Dentin INside und Flu-dentin zum
Einsatz. Dadurch erreicht man aus der
Tiefe, also unter der Schneideschichtung, eine sehr gute Adaption der Opazität, des Chromas und der Fluoreszenz
(Abb. 18). Die Schneideschichtung erfolgte schließlich in der für Keramikve-
neers typischen Art und Weise. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Kalkfleck auf Zahn 22 geschenkt, da dieser
nach der Präparation noch vorhanden
war. Daher wurde in diesem Bereich ein
etwas opakeres Dentin verwendet. Zusätzlich kamen hier weniger transparente
Schmelzmassen zum Einsatz. Durch deren Einsatz wurde gewährleistet, dass der
Kalkfleck zwar verdeckt, dennoch aber
die Symmetrie zu Zahn 12 eingehalten
werden konnte.
Die Zahnform wurde in den subgingivalen Bereichen derart gestaltet, dass harmonische Interdentalpapillen entstehen
und die Kontaktpunkte stimmen. Hierfür ist es hilfreich, sich die entsprechenden Krümmungszonen und Erhebungen auf den Keramikveneers im Rohzustand anzuzeichnen (Abb. 19). Stimmen
diese Grundcharakteristika, kann es an
die Ausarbeitung der Oberflächentextu-
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Abb. 20 Erste Schritte für die Oberflächenbearbeitung der
Keramikveneers. Mit Diamanten wurden die größeren vertikalen und horizontalen Furchen angelegt Initial
Abb. 21 Letzte Schritte der Oberflächenbearbeitung. Die
vertikalen Wachstumslinien, die in sanften Bögen verlaufen,
werden mit einem feinen Diamanten eingearbeitet
Abb. 22 Nach dem Glanzbrand müssen die Keramikveneers
unbedingt manuell poliert werden. Nur so lassen sich ein natürlicher Glanzgrad und somit natürlich wirkende Oberflächen
generieren
Abb. 23 Lateralansciht der fertigen Keramikveneers auf dem
ungesägten Kontrollmodell – eine sehr harmonische Wirkung
ist den Veneers schon in diesem Stadium sicher
ren gehen – zunächst die vertikalen Furchen (Abb. 20) und dann die horizontalen Wachstumslinien (Abb. 21). Für ein
möglichst natürliches Kronenaustrittsprofil ist es wichtig, sich das Austrittsprofil des natürlichen Gebisses zu vergegenwärtigen [1]. Indem wir durch den
gezielten Einsatz der Steine und Diamanten die Oberflächenkontur der Veneers
so gestalten, dass sie fließend in das
Zahnfleisch übergeht, erreichen wir ein
vorhersagbares und exaktes Weichgewebsprofil (Abb. 22 und 23). Um eine
möglichst gute Weichgewebsadaption zu
bekommen, hat es sich bewährt, die Keramikveneers nach einem Glanzbrand
(niedrige Temperatur) mechanisch und
manuelle zu polieren (Abb. 24 und 25a
bis e). Dies ist insbesondere im Approximalbereich wichtig, da wir hier die Papillen und das Emergenzprofil mithilfe
der Veneers hier manipuliert haben.
Einprobe, Befestigung
und Nachsorge
Die Einprobe der Keramikveneers erfolgte mit unterschiedlichen, den adhäsiven Befestigungskomposits entsprechenden Glyceringele (Abb. 26 und 27).
Wir gingen nach einem Befestigungsprotokoll zur adhäsiven Befestigung von
Keramikveneers am Zahnschmelz vor
[22; 23] (Abb. 28 und 29).
Wie bereits Eingangs beschrieben, wurden die beiden zentralen Inzisiven im
Unterkiefer mit direkten Kompositaufbauten versehen. In den Abbildungen 30
bis 37 ist das Endergebnis in bestimmten
Phasen nach dem Einsetzen dargestellt.
In Anbetracht des individuellen Funktionsmusters wurde die Eckzahnführung
erhalten. Die Schutzfunktion bei der
Protrusionsbewegung wurde bei allen
vier Oberkieferfrontzähnen gleichzeitig
überprüft. Zudem wurde darauf geachtet, dass sich die Veneers nicht negativ
auf die Funktion auswirken [24]. Für
die Nacht wurde der Patient mit einer
Schiene ausgestattet (Abb. 32). Der Einsatz von Schienen, die über Nacht getragen werden, um die Restauration vor
unkontrollierten Krafteinwirkungen zu
schützen, ist umstritten. Aus der Sicht
der Autoren können parafunktionelle
Habits auch fehlinterpretiert werden.
Allerdings sind die speziellen Auswirkungen parafunktioneller Habits noch
nicht genau untersucht und können
sich mit fortgeschrittenem Alter entwickeln [25-27].
Das Ergebnis nach der definitiven Eingliederung zeigt eine exzellente Entwicklung des Weichgewebes, sogar in den Bereichen, die wir mit den Veneers manipuliert haben. Die Drei-Jahres-Nachsorge
lässt auf eine gute Pflege der Versorgung
durch den Patienten schließen. Und
11. JAHRGANG 2010 © dental dialogue 7
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Abb. 24 Der zentrale Inzisive
auf dem Stumpf
25a
25b
25c
25d
25e
Abb. 25a bis e
Verschiedene Ansichten der fertigen Keramikveneers
Abb. 26 Die Try-in-Pasten sollten
farblich auf das Befestigungskomposit abgestimmt sein, sodass
sich die korrekte Farbe im Vorfeld
ermitteln lässt
Abb. 27 Zahn 12 and 11 mit transparenten und Zahn 21 und 22 mit Try-inPaste in A1. Die unaerschiedliche Wirkung des Tonwerts ist verblüffend
Abb. 29
Das Befestigungskomposit wird auf die
geätzten Oberflächen
der Veneers aufgebracht
Abb. 28 Für die Befestigung
kam ein adhäsives Protokol
für Keramikveneers zum
Einsatz. Zunächst
wurden die Keramikveneers basal
mit 9 %iger
Flusssäure
(Fluorwasserstoffsäure) geätzt
auch die stabilen Weichgewebe machen
in anbetracht des doch sehr dünnen Biotyps optimistisch (vgl. Abb. 30 und 31 –
obere Bilder direkt nach dem definitiven befestigen der Veneers und unten
drei Jahre später bei einer Nachuntersuchung). Einen großen Anteil an diesem
Erfolg hatte sicherlich die Hygieneberatung, die dem Patienten zeigte, wie
man die Restaurationen korrekt reinigt
8 dental dialogue 11. JAHRGANG 2010 ©
und pflegt. Die Regelmäßige professionelle Zahnreinigung wurde mit einer
parodontalen und okklusalen Kontrolle verbunden.
Diskussion des Ergebnisses
und Schlussfolgerung
Keramikveneers stellen eine gute Lösung
dar, um ästhetische Probleme im Front-
zahnbereich zu versorgen, wenn die geforderten Vorraussetzungen vorherrschen: guter und ausreichend Schmelz
für die adhäsive Befestigung, keine verfärbten Zähne, Stümpfe und vorteilhafte Funktionsmuster, die nicht auf Parafunktionen oder ähnliches schließen
lassen [9-13;16].
In diesem Fall lagen alle geforderten Voraussetzungen vor, weshalb wir von ei-
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Abb. 30 Oben ist die definitiv eingegliederte Versorgung eine Woche nach dem Einsetzen dargestellt. Die Gingiva ist zum Teil noch etwas gereizt. Darunter ist das Ergebnis dei Jahre nach
dem inkorporieren dargestellt
Abb. 31 Close-ups von lateral eine Woche (oben) und drei Jahre nach
der adhäsiven Befestigung der Veneers. Die Parodontalsituation nach drei
Jahren ist bemerkenswert gut – ein Grund hierfür ist mitunter in der speziellen Politurtechnik der Approximalräume zu suchen
Abb. 32
Eine im Oberkiefer
getragene eckzahngeführte Schiene soll
die Keramikveneers
in der Nacht bei unkontrollierten Exkursionsbewegungen
schützen
Abb. 33 eine gute Planung, die Verwendung der richtigen Materialien sowie das zahntechnische Können ermöglichen derartige Ergebnisse
Abb. 34
Nahaufnahme des
lächelnden Patienten
von frontal …
Abb. 35 … und lateral
nem vorhersagbaren Ergebnis ausgehen
konnten. Wenn die Positionen der Zähne nicht vorteilhaft sind oder eine Korrektur der Fehlstellung einen zu großen
Verlust an Zahnschmelz nach sich ziehen
würde, wäre eine orthodontische Behandlung in Betracht zu ziehen [28-30].
Direkte Kompositrestaurationen stellen
die konservativste Methode dar, um
Diastemas zu schließen. Einige wenige
Autoren, wie zum Beispiel Dietschi [4],
vertreten die Meinung, dass zugunsten
eines unverletzten Weichgewebes, zugunsten der direkten Kompositverblendung kleine ästhetische Kompromisse
eingegangen werden sollten. Wie auch
immer, die ästhetische und mechanische Beständigkeit von Keramikveneers
ist höher, als die von Kompositaufbauten [5;31-33].
Die Entscheidung, ob nun Komposit
oder Keramik verwendet werden soll,
wird sicherlich noch die eine oder andere interessante Diskussion nach sich ziehen – mit subjektiven und objektiven
Argumenten für oder gegen die eine
oder andere Versorgungsform. Nach
Auffassung der Autoren sollte die Wahl
auf Keramikveneers fallen, wenn das
Weichgewebe angemessen geschont
11. JAHRGANG 2010 © dental dialogue 9
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Abb. 36 Die natürliche Fluoreszenz der Keramikveneers im Vergleich zu der starken Fluoreszenz der direkten Veneers aus Komposit im Unterkiefer. Bei den natürlichen Oberkiefereckzähnen wir eine höhere Fluoreszenz deutlich, was an dem dünneren Schmelzanteil der Eckzähne liegt. Dieser Effekt wird nicht bei den Frontzähnen beobachtet
werden kann – so wie es bei diesem Patienten der Fall war. Unabhängig davon,
für welche Lösung sich der Kliniker
oder Techniker ausspricht, ist es doch
letztendlich entscheidend, eine für den
Patienten angemessene, nachvollziehbare und evidenzbasierte Versorgungsform zu finden.
Abb. 37 Portraits des Patienten, drei
Jahre nach dem Inkorporieren der vier
Frontzahnveneers. Die Sorgfalt, mit der
alle Beteiligten vorgegangen sind, hat
sich ausgezahlt
Produktliste
Produkt
Name
Hersteller/Vertrieb
Abformmaterial, A-Silikon
Befestigungskomposit, adhäsiv
Drei-Schritt-Adhäsivsystem
Dupliersilikon, A-Silikon
Feuerfeste Stumpfmasse
Gips
Haftverstärker
Keramik
- Veneers
- Konnektorbrand, niedrig schmelzend
Kunststoff
- Mock-up, Bis-Acrylat
- Provisorien, PMMA
- Kompositaufbau, direkt
Retraktionsfäden
Zahnaufheller
- Carbamid-Peroxid für den Heimgebrauch
- Wasserstoff-Peroxid für die Praxisanwendung
Aquasil Ultra
Variolink II
OptiBond FL
DeguForm
GC G-Cera ORBIT VEST
Fuji Rock
Silane Bond Enhancer
Dentsply DeguDent
Ivoclar Vivadent
Kerr
DeguDent
GC Europe
GC Europe
Pulpdent
GC Initial MC
GC Initial CP
GC Europe
GC Europe
Structur Premium
Unifast III
Gradia Direct
Ultrapack #000
Opalescence 10 % PF
Opalescence
UltraBoost
Voco
GC Europe
GC Europe
Ultradent
Ultradent
Ultradent
Zur Person
Dr. Jorge André Cardoso studierte am Kings College der Universität von London/UK Zahnmedizin. Seinen Doktor absolvierte er in Portugal. Jorge André Cardoso betreibt in Espinho/Portugal eine private Praxis.
Ztm. Alexandre Fischer hat 1993 in der Schweiz seine Ausbildung zum Zahntechniker abgeschlossen. 2001 absolvierte er die
Meisterschule in Genf. Seit 2004 betreibt er mit MimetiK ein Dentallabor, dass auf ästhetsichen Zahnersatz spezielisiert ist.
Desweiteren waren folgende Personen maßgeblich an der Entstehung dieses Artikels beteiligt: Die Zahntechnikerin Liliana
Simões (Ausbildung zur Zahntechnikerin in der Schweiz 1999), Besitzerin des Dentallabors MimetiK, Dr. Paulo Júlio Almeida
(Lektorat), Oporto University (Portugal), PD Dr. Sampaio Fernandes, PD Dr. César leal Silva, Prof. Dr. Artur Pinho, Professors
of Fixed Prosthodontics, Faculty Dental Medicine, Oporto University (Portugal).
Kontaktadresse
Dr. Jorge André Cardoso • Rua 23 • 4500 Espinho/PORTUGAL • Fon +35 1916121312 (Mobil) • Fax +35 1227310100
jorge.andre@ora.pt
Ztm. Alexandre Fischer • MimetiK Lda. • Rua Principal 121 • 3361-907 Sazes do Lorvão/PORTUGAL • Fon +35 239476018
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